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Lipoprotein(a)
Awareness Day 2024

Herzinfarkt unter 50: Wie kann das passieren?

Ein Herzinfarkt in mittlerem Alter kommt meist unerwartet und ist ein Schock für die Betroffenen. Ein bestimmter Eiweißstoff im Blut kann ein Indiz für ein erhöhtes Risiko sein.

Blutanalysen geben Auskunft darüber, wie es um die Herzgesundheit bestellt ist. Neben Blutfettwerten (LDL-Cholesterin und Triglyceride) ist vor allem das Lipoprotein(a), kurz Lp(a), ein neuartiger Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall.

Darauf weist ein Aktionsbündnis aus Patientenorganisationen sowie Herz- und Gefäßgesellschaften hin. Wird Lp(a) im Rahmen einer routinemäßigen Blutuntersuchung entdeckt, besteht eine erhöhte Gefahr für Gefäßerkrankungen und Herzinfarkt.

Was genau ist Lipoprotein(a)?

Mit der Nahrung aufgenommene Fette können nicht einfach frei im Blut schwimmen. Sie werden von Lipoproteinen in Empfang genommen und transportiert. Das Lipoprotein(a) ist dem LDL-Cholesterin sehr ähnlich. Liegen zu hohe Konzentrationen im Blut vor, führt es zu Arteriosklerose, also dem Verkalken von Blutgefäßen.

“Das macht Lp(a) neben LDL-C zu einem weiteren lipidbasierten Marker für kardiovaskuläre Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall”, sagt Professor Dr. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. Das gelte besonders bei jüngeren Frauen und Männern, bei denen keine klassischen Risikofaktoren vorliegen. Daher sollten Ärzte bei der Behandlung von Patienten mit Fettstoffwechselstörungen auch das Lp(a) als relativ neuen Risikofaktor auf dem Schirm haben.

Als gefährlich stufen Ärzte Blutwerte von über 30 Milligramm pro Deziliter ein. Auffällig ist, dass oft auch bei Familienangehörigen der Betroffenen schon im jüngeren Lebensalter Herzinfarkte aufgetreten sind. Experten schätzen, dass etwa 20 Prozent der Bevölkerung einen erhöhten Lp(a)-Spiegel aufweisen.

Experten fordern bessere Aufklärung

Auch die allgemeine Bevölkerung sollte über Lp(a) und Fettstoffwechselstörungen gut informiert sein, um Risiken für Herz und Gefäße rechtzeitig zu erkennen und vorzubeugen, fordert Voigtländer gemeinsam mit einem Aktionsbündnis der Deutschen Gesellschaften für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK) und anderen Fachgesellschaften.

Unter dem Motto “Herzinfarkt unter 50? Blutfette beachten, Lp(a)-Wert bestimmen!” sensibilisiert das Aktionsbündnis Ärzte und die Bevölkerung für die Gefahr von Herzinfarkt und Schlaganfall durch Fettstoffwechselstörungen wie hohe Cholesterin-, Triglycerid- und Lp(a)-Werte.

Was macht Lp(a) so gefährlich?

Lp(a) gehört zu den Transport-Proteinen für Cholesterin, so wie LDL, dem es strukturell ähnelt. An Lp(a) ist zusätzlich ein weiteres Eiweiß, das Apolipoprotein A, kurz Apo(a), gebunden. Dieses kann im Gefäßsystem chronische Entzündungen verursachen und in der Gefäßwand abgelagert werden und so die Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) beschleunigen. Damit verbunden sind höhere Risiken für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall sowie eine Durchblutungsstörung der Beinarterien.

Das als “Kringle” bezeichnete Apo(a) hat darüber hinaus eine thrombosefördernde Wirkung, indem es zur Bildung von Blutgerinnseln beiträgt. Die genannten Eigenschaften erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall sowie Herzklappenverengungen, darunter die Aortenklappenstenose.

Genetische Veranlagung spielt die Hauptrolle

Es gibt eine starke genetische Prädisposition (> 90 %) für eine hohe Lp(a)-Konzentration im Blut. Eine Senkung des Lp(a)-Spiegels durch einen gesunden Lebensstil mit viel Sport und Bewegung in Kombination mit einer gesunden Ernährung ist daher nicht möglich. Derzeit steht keine medikamentöse Therapie zur Lp(a)-Senkung zur Verfügung. Dennoch gibt es einige kontrollierte Studien, die die Wirksamkeit entsprechender Präparate prüfen.

Die derzeitige Therapiestrategie basiert auf der Senkung des Gefäßrisikos insgesamt. Die Basis sind Nichtrauchen und körperliche Aktivität, außerdem Kontrolle von Blutdruck und Blutzucker. Das wirkt sich zwar nicht direkt auf den Lp(a)-Wert aus. Dennoch beeinflusst ein gesunder Lebensstil positiv andere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ist daher sinnvoll.

Besonders wichtig ist die Senkung des Cholesterins, um das Lipid-bezogene Risiko insgesamt zu senken. Hierzu kommen Statine und andere LDL-Cholesterinsenker infrage. Wichtig: Dabei wird nicht das Lp(a) selbst gesenkt, sondern das Risiko insgesamt.

Sinnvolle Maßnahmen zur Vorbeugung

“Bei erhöhter Lp(a)-Konzentration im Blut sollten Ärzte die Patienten dazu animieren, generell ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken, indem sie nicht rauchen, sich regelmäßig ausdauernd bewegen, gesund ernähren und Übergewicht vermeiden”, sagt Bernhard Schwaab, Präsident der DGPR.

Auch sollten sie ihren Blutdruck, Blutzucker und Blutfette wie LDL-C und Triglyceride regelmäßig kontrollieren, so Schwaab. Dieses Vorgehen gelte ganz besonders auch für Personen mit erhöhtem Lp(a) und Durchblutungsstörungen als Folge der Arteriosklerose wie koronare Herzkrankheit (KHK) oder periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK).

Zum Artikel, erschienen bei t-online